Europäische Sumpfschildkröte

In älteren Schriften kann man auch die Bezeichnung Teichschildkröte lesen. Gemeint ist aber die Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis). Man unterscheidet etwa 300 Arten der Ordnung der Schildkröten. Die Sumpfschildkröten haben das größte Verbreitungsgebiet. Das führt selbstverständlich dazu, dass innerhalb der Art wiederum mehrere Unterarten existieren. Der Naturschutzbund achtet streng darauf, dass nur in Brandenburg beheimatete Blutlinien in die Freiheit ausgewildert werden. Unser Problem kann also nicht durch Importe gelöst werden.

 

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es noch eine wirtschaftliche Nutzung. Sie dienten als Fastenspeise in katholischen Familien oder wurden in Tränkwassertonnen gehalten, um das Wasser von Futterresten zu säubern. Aus ihren Panzern stellte man Aschenbecher, Schöpfkellen u.a. her. Die Sumpfschildkröten sind zwar keine Kuscheltiere aber doch große Sympathieträger. Viele Menschen halten sich privat Schildkröten. Für sie verkörpern diese Tiere etwas Urwüchsiges, die Gewissheit, dass Einzelexemplare über 120 Jahre alt werden können und dass es sich um Zeitgenossen der Dinosaurier handelt, gibt den Tieren die Symbolwirkung für langes Leben, Anpassungsfähigkeit, Ausdauer, Überlebenskraft und einen starken Fortpflanzungswillen.

Wer aufmerksam durch die Welt fährt, findet allen Ortens Glücksbringer oder andere Souvenire, die die Form einer Schildkröte haben.

Von der Öffentlichkeit fast unbemerkt sind die Bestände in den letzten 40 Jahren dramatisch geschrumpft. Deshalb werben wir um die Unterstützung des Artenschutzprogrammes und um Ihre Hilfe.

 

Krötengalerie Grünheini Schildi

 

Größe:
16 bis 23 cm Panzerlänge. Die weiblichen Tiere sind bis zu 7 cm größer.

Farbe:
Sehr dunkel, mit kleinen weißen bzw. gelben Punkten am Kopf und Hals. Auf dem Rückenpanzer in Strichform. Die Zeichnungen sind sehr individuell und dienen Experten zur Identifikation jedes einzelnen Tieres. In südlich gelegenen Ländern werden die Panzer von Jungtieren oft heller.

Augenfarbe:
Männchen haben eine orange bis rotbraune Iris, die Weibchen gelbliche.

Alter:
100 bis 120 Jahre.

Fortpflanzung:
Nach der Winterruhe beginnt die Paarungszeit. Im spätem Frühjahr (Juni) graben die Weibchen eine etwa 8 bis 10 cm tiefe Legegrube in einen sonnigen Sandhügel. Um eine geeignete Brutstätte zu finden, wandern sie unter Umständen bis zu 2 km über Land. Ihre Spuren verraten uns ihre Anwesenheit. Sie sehen wie die Spuren von kleinen Kettenfahrzeugen aus. Ist der richtige Ort gefunden, legen die Muttertiere etwa 10 - 18 Eier ab. Die Eier sind weiß und etwa Taubenei groß. Sie haben eine harte Schale und darunter eine organische Membrane. Die Legegrube wird nach der Eiablage wieder zugescharrt, so dass die Eier rund 5 bis 7 cm unter der Erde liegen. Das Ausbrüten wird der Sonne überlassen. Die Jungen schlüpfen je nach Witterung nach 12 bis 16 Wochen. Sie graben sich ins Freie und wandern sofort zum Wasser. Bei späten Gelegen überwintern die Jungtiere in der Brutgrube und kommen erst im nächsten Frühjahr ans Tageslicht. Je nach Witterung schlüpfen bei höheren Temperaturen mehr weibliche als männliche Jungtiere. In kalten Sommern ist es umgekehrt. Die Elterntiere betreiben keine Brutpflege oder Aufzuchthilfe. Die Jungen sind völlig auf sich gestellt. Die Sterblichkeit und die Verluste durch Räuber sind im ersten Lebensjahr besonders hoch.

 

Ei-Ablage Eier Schlüpflinge Jungtiere neu

 

Lebensraum:
Sumpfschildkröten sind sehr scheue Tiere. Ihre Fluchtdistanz liegt bei 15-20 m. Meist sind nur die Nasenspitzen zu sehen oder sie lassen sich von ihren Sonnenplätzen sofort ins Wasser fallen und tauchen ab. Deshalb lieben sie ruhige Seen und Bäche mit flach auslaufenden sumpfigen Ufern. Die Wasser- und die Pflanzenqualität muss in Ordnung sein. Als wechselwarme Tiere tanken sie Wärme bei regelmäßigen Sonnenbädern. Bei dieser Gelegenheit hat man dann auch die besten Chancen Tiere zu beobachten. Sonst halten sie sich unter Wasser auf. Im Herbst reduzieren sie die Lebensfunktionen, sinken auf den Grund ab und überwintern bei etwa 4º C Wassertemperatur.

Ernährung:
Vorwiegend Fische, Frösche, Insekten usw., bei hohen Temperaturen zunehmend auch Pflanzen (Wasser- und Landpflanzen). Vorzugsweise fressen Sumpfschildkröten im Wasser.

 

Fütterung

 

 

Äußerst problematisch sind Aussetzungen Europäischer Sumpfschildkröten fremdländischer oder ungeklärter Herkunft, wie sie in der Vergangenheit oft praktiziert wurden. Ihre Vermischung mit den individuenarmen bodenständigen Restvorkommen birgt große Gefahren. Besondere genetische Anpassungen an die klimatischen Bedingungen an der nördlichen Arealgrenze könnten verloren gehen. Geringfügige Veränderungen im Reproduktionszyklus, die sich in der zeitlichen Organisation des Paarungsverhaltens, der Eiablage und der Inkubationszeit äußern, würden die Vermehrungsrate erheblich vermindern. [Norbert Schneeweiß]